8. März 2021

Schülerinnen und Schüler im Hochtaunuskreis kommen ab jetzt „Besser zur Schule“ - Schulmobilitätspläne für neun Schulen übergeben

Rund ein Jahr Arbeit steckt in den fertiggestellten Schulmobilitätsplänen, die nun gemeinsam von der Gesellschaft für integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement (ivm) als Fachzentrum Schulisches Mobilitätsmanagement und der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) offiziell an die Schulen und den Hochtaunuskreis als Schulträger übergeben wurden. Damit machen das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium, die Humboldtschule und die Hölderlin-Schule in Bad Homburg, die Christian-Wirth-Schule in Usingen, das Taunusgymnasium in Königstein, die Grundschule Reifenberg in Schmitten, die Grundschule im Weiltal in Weilrod, die Grundschule Köppern in Friedrichsdorf und die Phorms Schule Frankfurt am Taunus Campus in Steinbach einen wichtigen Schritt in Richtung sichere und selbstständige Mobilität ihrer Schülerinnen und Schüler.

Viele Kinder und Jugendliche werden täglich mit dem Auto zur Schule gefahren, obwohl sie laufen, mit dem Fahrrad oder dem Bus fahren könnten. Schülerinnen und Schülern mangelt es in der Folge häufig an Selbstständigkeit. Im Verkehr und im Schulumfeld entstehen außerdem oft problematische Situationen durch den Hol- und Bringverkehr. Jeder Weg, der nicht mit dem Auto zur Schule gefahren wird, leistet zudem noch einen Beitrag zum Klimaschutz. Diese Erkenntnis motivierte einige Schulen im Hochtaunuskreis, Schulmobilitätspläne zu erarbeiten.

Eigenständige Mobilität fördern

„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass Kinder und Jugendliche sicher und eigenständig unterwegs sein können. Hierfür braucht es eine adäquate und sichere Verkehrsinfrastruktur, aber auch ein gutes schulisches Angebot zur Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung“, erläutert Landrat Ulrich Krebs die Motivation des Kreises, sich aktiv an dem hessenweiten Beratungsprogramm zu beteiligen. „Auch die Eltern sind gefordert, ihre Kinder selbstständig gehen oder fahren zu lassen“.

Beratungsangebot wird vom Land Hessen gefördert

Das Programm „Besser zur Schule“ wird vom Land Hessen umfassend finanziell gefördert. „Ich freue mich sehr, dass die Beratung von den Schulen so gut angenommen wird. Denn am Ende profitieren die Schülerinnen und Schüler von einem sicheren Schulweg, bei dem sie sich bewegen und das Klima schonen“, ergänzt Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. „Selbstständige Mobilität der Schülerinnen und Schüler ist wichtig für eine erfolgreiche Verkehrswende. Dazu gehört nicht nur, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu Schule zu kommen, sondern auch mit Bus und Bahn. Daher haben wir 2017 das Schülerticket Hessen eingeführt. Mit dem Beratungsprogramm „Besser zur Schule“, das wir gemeinsam mit der ivm initiiert haben, stärken wir wiederum die eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen in ihrem Alltag.“

Ganzheitliche Mobilitätskonzepte gemeinsam erarbeiten

Im Zuge der Beratung durch das Fachzentrum Schulisches Mobilitätsmanagement werden Schulmobilitätspläne als ganzheitliche Mobilitätskonzepte für einen Schulstandort entwickelt. Sie bündeln alle mit Verkehr und Mobilität zusammenhängenden Aktivitäten, Zuständigkeiten, Prozesse und Maßnahmen. Gemeinsam mit den Schulleitungen, den Lehrer- und Schülerschaften, Elternvertretungen, den Städten und Gemeinden sowie dem Schulträger, wurden die Schulmobilitätskonzepte für die neun Teilnehmer-Schulen erarbeitet. Mit der fachlichen Begleitung waren die Fachbüros „Verkehr mit Köpfchen“ aus Heidelberg und „Mobilitätslösung“ aus Darmstadt beauftragt.

Mobilitätsgeschehen an den Schulen ist vielschichtig

Die Ausgangssituation an den teilnehmenden Schulen ist dabei sehr unterschiedlich. Die Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen kommen bereits heute mehrheitlich (zwischen 82 % und 90 %) zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Bus und Bahn zur Schule. Der Anteil der Grundschüler, die regelmäßig mit dem Auto gebracht werden, liegt mit 24-42 % hier deutlich höher. Ausnahme bildet die Phorms-Schule, bei der aufgrund des sehr viel größeren Einzugsbereichs ein deutlich höherer Anteil von Schülerinnen und Schülern zu verzeichnen ist, die regelmäßig mit dem PKW gebracht werden.

Rechnet man die Anteile der „Elterntaxis“ auf die Gesamtschülerzahl, wird das Problem deutlich: An den Schulen können zwischen 110 und 150 Anfahrten mit dem Auto zu Schulbeginn und Schulende entstehen, die nahezu zeitgleich stattfinden. Es zeigt sich ebenso, dass neben der verkehrlichen Entlastung der Schulbereiche auch die Förderung von Rad- und Busverkehr wichtig ist: Zur Christian-Wirth-Schule in Usingen und zum Taunusgymnasium Königstein kommen jeweils mehr als 600 Schülerinnen und Schüler (fast) täglich mit dem Bus zur Schule. An der Humboldtschule und dem Kaiserin-Friedrich-Gymnasium sind es jeweils mehr als 600 Schülerinnen und Schüler, die (fast) täglich mit dem Rad zur Schule kommen. Hier zeigt sich der Bedarf an sicheren Fahrradwegen sowie leicht zugänglichen Fahrradabstellanlagen auf dem Schulgelände.

Passgenaue Maßnahmensets für die Schulstandorte

„Die Schulmobilitätspläne umfassen bis zu 50 ineinandergreifende Sets an Maßnahmen aus den Bereichen Infrastruktur und Verkehrsregelung, Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung sowie Organisation und Information. Sie sind passgenau auf die jeweilige Schule und das Schulumfeld zugeschnitten“, fasst Heike Mühlhans, Geschäftsführerin der ivm, die Ergebnisse der Schulmobilitätspläne zusammen. „Die Maßnahmen basieren auf den Ergebnissen von fachlich begleiteten Workshops, Ortsbegehungen und Mobilitätsbefragungen an den Schulen, in denen vor allem die Kinder und ihre Sichtweise im Mittelpunkt standen und sind vor allem mit den beteiligten Akteuren abgestimmt“. Erste Maßnahmen zur Förderung von Fuß- und Radverkehr wurden von den Schulen, den Kommunen und dem Hochtaunuskreis schon während der Erarbeitung umgesetzt.

Hochtaunuskreis verstetigt die Aktivitäten

So hat der Hochtaunuskreis vor den Sommerferien erste eigene Aktionen ins Leben gerufen und zu einem kreisweiten Schulwettbewerb ausgerufen, bei dem Schülerinnen und Schüler zu Fuß und mit dem Fahrrad klassenweise Kilometer gesammelt haben. Wenn Eltern den Schulweg dabei umweltfreundlich begleitet haben, wurden diese Wege als Kategorie „Elterntaxi 2.0“ sogar doppelt gezählt. „Die Aktion war ein voller Erfolg. Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der Wiederöffnung der Schulen war es ein wichtiger Zeitpunkt, Kinder und Eltern für das Schulwegthema zu sensibilisieren, für nachhaltige Mobilität zu motivieren und daran zu erinnern, dass die Bewegung an der frischen Luft vor allem Spaß macht! Nun warten noch viele andere Ideen aus den gemeinsam erarbeiteten Schulmobilitätsplänen, die wir umsetzen und weiter entwickeln werden, um Angebote für ein Schulisches Mobilitätskonzept im Kreis zu etablieren“, führt Landrat Ulrich Krebs aus.

Das passiert konkret an den Schulen

In der Grundschule im Weiltal hat sich gezeigt, dass die Kinder bei der Vorbereitung auf die Radfahrprüfung in der 4. Klasse unsicher waren. Also wurde das Fahrradfahren in Bewegungsstunden ab der 3. Klasse eingeführt. Ergänzend unterstützte der Schulträger die Anschaffung eines Klassensatzes Fahrräder. An der Hölderlin-Schule in Bad Homburg hat der Kreis als Schulträger in der Schulzufahrt den Fuß-, Rad- und Autoverkehr durch entsprechende Markierungen neu geordnet, um Konfliktsituationen zu reduzieren. Zudem wurde das Verkehrsaufkommen am Haupt-Schuleingang entlastet, indem nach den Herbstferien ein zweiter Eingang an der Rückseite des Schulgeländes als neue Zugangsmöglichkeit geöffnet wurde.

Städte und Geneinden unterstützen durch verkehrliche Maßnahmen

Die Stadt Bad Homburg hat parallel zu den drei Schulprojekten im Stadtgebiet bereits mehrere Maßnahmen auf den Weg gebracht. Dazu zählen die Einführung der Fahrradstraße im Weinbergsweg und das Setzen von Pollern in Höhe des Amtsgerichts. Damit bleibt der Gehweg für zu Fuß gehende Schülerinnen und Schüler nun frei und wird nicht mehr zugeparkt. Die Querung der Zufahrt zum Hit-Markt nahe des Europa-Kreisels wurde für den Fuß- und Radverkehr durch breitflächige Markierung der Furt und ein Piktogramm auf dem Boden sicherer gemacht. Der Autoverkehr wird damit nun entsprechend für den Vorrang des Fuß- und Radverkehrs sensibilisiert. Kurz vor den Herbstferien wurde zudem eine Hol- und Bringzone für Elterntaxen an der Kaiser-Friedrich-Promenade/ Ecke Seedammweg durch die Stadt eingerichtet, um den Verkehr im direkten Schulumfeld des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums zu entzerren. Das Hinweisschild hierfür haben die Schülerinnen und Schüler selbst gestaltet.

Die Stadt Steinbach hat im Bereich des Taunus Campus der Phorms-Schule während der Sommerferien 2020 Baumaßnahmen umgesetzt, deren Planungen im Rahmen des Programms zur Beseitigung der Defizite im Schulumfeld diskutiert wurden. Wichtige Neuerungen für die Schule sind z.B. die Verbreiterung des gemeinsamen Geh- und Radwegs an der Waldstraße, der Bau einer Buswendeschleife und ein niveaugleicher Fußgängerüberweg zum Schuleingang. Die Phorms-Schule selbst hat zudem zur Entzerrung der Schülerströme den Hauptschuleingang geöffnet. Zuvor war der Zugang zur Schule nur über den Parkplatz und den Seiteneingang möglich. Als wichtigen Baustein in der Kommunikation hat die Phorms-Schule für den englischsprachigen Teil der Schülerinnen und Schüler den Schulwegplan übersetzt und diesen zusammen mit weiteren Mobilitätsinformationen in die Schulhomepage integriert.

Schülerbeförderung und Busschule beim VHT

Die Schulanbindung via Bus ist im Hochtaunuskreis an vielen Schulen ebenfalls ein zentrales Thema. Daher hat sich auch der Verkehrsverband Hochtaunus VHT im Rahmen der Schulprojekte eingesetzt und mit der letzten Fahrplanänderung im Dezember 2019 bereits Verbesserungen für Schulen erreicht. Hierzu zählen zusätzliche Fahrten vor Unterrichtbeginn zwischen Schmitten, Neu-Anspach und Usingen sowie zwischen Mammolshain und Kronberg. Schülerinnen und Schüler der Christian-Wirth-Schule in Usingen freuen sich besonders über eine neue Verbindung von Neu-Anspach nach Usingen zur 3. Stunde. Mit der sogenannten „Busschule“ stellt der VHT zudem in Kooperation mit dem RMV ein Angebot zur Verfügung, mit dem Kinder und Jugendliche das richtige Verhalten in Bussen und an Haltestellen erlernen. Im Rahmen des Programms wurde die Nutzung dieses Angebots fünf Schulen empfohlen, die den entsprechenden Bedarf haben, das Angebot jedoch zuvor nicht kannten.

Mit Besser zur Schule auf dem richtigen Weg

„Die erfolgreiche Fertigstellung der Schulmobilitätspläne und die zügige Umsetzung erster Maßnahmen zeigt, dass wir mit unserem Angebot auf dem richtigen Weg sind. Vertreterinnen und Vertreter der Schulen und Kommunen haben erfolgreich gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zusammengearbeitet“, bekräftigt Heike Mühlhans, Geschäftsführerin der ivm. „Der Erfolg unseres Beratungsansatzes liegt in der Vernetzung von Schule und Kommune. Es freut uns sehr, dass die Schulmobilitätspläne so schnell mit Leben gefüllt wurden“.

Hessische Schulen, Schulträger und Kommunen können kostenfrei an dem Beratungsprogramm teilnehmen, um den Verkehr von und zu Schulen nachhaltiger, sicherer und umweltfreundlicher zu gestalten. Informationen zum Beratungsprogramm sind zu finden unter www.besserzurschule.de.